Analyse (1) des Chores
"Halt an, wo läufst du hin" (Angelus Silesius), Werk 8,
von Othmar Steinbauer



Reihengrundlage:

Der Chorkomposition liegt eine Zwölftonreihe zugrunde, die nach dem Prinzip der "kleinen Abwandlung" rotiert.

Der vollständige Ablauf wird nach dem 53. Reihenton durch ein Wiederholungszeichen unterbrochen, welches einen Sprung vom 54. zurück zum 4. Reihenton bewirkt. Erst mit der Wiederaufnahme wird die kleine Abwandlung vervollständigt, allerdings auch nur zum Teil. Der Komponist bringt von der letzten (= ersten) Zwölftonreihe nur die ersten drei Reihentöne (73, 74 und 75), überspringt die Reihentöne 76, 77 sowie 78 und schließt das Werk mit dem 80. Reihenton vorzeitig ab.

An einem solchen Beispiel zeigt sich, daß Steinbauer auf eine formalistische Korrektheit zwölftöniger Strukturen (wie Zwölftonreihen, Permutationsformen etc.) nicht unbedingt Wert legt. Die Abwandlungsdurchläufe dienen ihm der bloßen "Materialbeschaffung".


Klangreihenbildung:

Jeder Ton des "Halt-an"-Chores ist in einer Klangreihe rückverbunden, welche durch freie Harmonisierung einer Zwölftonreihe entstanden ist.

Der Klangreihenbeginn erfolgt durch freies Eintreten der Klangreihentöne "d", "a", "f" und "c" (Klangreihen-Stauung).

Der weitere Klangreihenverlauf weist alle Merkmale der Klangreihenbildung auf, welche darin bestehen, daß beim Übergang von einem Klangreihenakkord zum darauffolgenden zwischen den einzelnen Akkordtönen nur Prim- und Sekundintervalle aufscheinen, modifiziert durch einen "Zusammenfluß" (beim Übergang vom 67. zum 68. Klangreihenakkord), einer "Abzweigung" (beim Übergang vom 63. zum 64. Klangreihenakkord) sowie durch einige Kombinationen von beiden (z.B. bei den Übergängen vom 4. zum 5. Klangreihenakkord, vom 9. zum 10. Klangreihenakkord u.a.).

In jenem Klangreihenbereich, wo das Wiederholungszeichen wirksam wird (Übergang vom 54. zum 5. Klangreihenakkord), erlischt der Klangreihenton "g" durch "Nichtverwendung". Um hier Irritationen zu vermeiden, sei daran erinnert, daß sich - wie andernorts dargelegt - eine Klangreihe bei gleichbleibendem Sinn auch in einer anderen Stellung ("Umkehrung") notieren läßt (d-f-a-c = f-a-c-d = a-c-d-f = c-d-f-a).


Manchmal komprimiert Steinbauer die Klangreihe, das heißt, er bringt die Töne der Zwölftonreihe nicht nur einzeln einen nach dem anderen, sondern es schreiten gleich mehr Töne auf einmal sekundweise weiter, etwa bei den Übergängen vom 9. zum 11. Klangreihenakkord (2 Reihentöne gleichzeitig), vom 39. zum 42. Klangreihenakkord (3 Reihentöne gleichzeitig) oder vom 65. zum 69. Klangreihenakkord (4 Reihentöne gleichzeitig).




Form:

Das Chorstück "Halt an, wo läufst du hin" ist dreiteilig nach dem Formschema [:a + b:] + a' angelegt:

 

[: a-Teil


Klangreihenakkord 1 bis 19 (bei der Wiederholung Klangreihenakkord 54 bis 19);
Text: "Halt an, wo läufst du hin
, der Himmel ist in dir:"
 

+


 
b-Teil :]


Klangreihenakkord 20 bis 53;
Text: "Suchst du Gott anderswo, du fehlst ihn für und für
."
 

+


 
a'-Teil



Klangreihenakkord 54 bis 80;
Text: "Halt an, wo läufst du hin
, der Himmel ist in dir."



Die Abgrenzung der einzelnen Formteile stimmt nicht mit der Abgrenzung der Zwölftonreihen überein.




Analyse des "Halt an"-Chores:

Kleine Abwandlung:

Klangreihentechnik (freie Harmonisierung):



siehe auch:

Othmar Steinbauer
Wiedergabe der Noten
Fachbegriffe (Stichwortverzeichnis)
Werkeinspielungen
Zwölftonreihe
Permutation
, Rotationsprinzipien
kleine Abwandlung
dreiteilige Formen
Allgemeines zur Klangreihe
Komprimierte Klangreihe
Klangreihen-Stauung
Allgemeines zur Klangreihen-Kompositionstechnik

in freier Harmonisierung erstellte Klangreihe
Zwölfton-Notenschriften

Klangreihenmusik (Gesamtüberblick)
Klangreihenmusik: Musik mit neuer "Antriebskraft"
Elemente der Renaissance- und Barockmusik in der Klangreihenmusik
Neuevangelisierung und Musik

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