Beim dreistimmigen
Satz mit Reminiszenztönen gilt alles, was bei der Behandlung des dreistimmigen
Satzes ohne Reminiszenztöne gesagt worden ist, nur kommen einige Details
hinzu. Beispielsweise beruhen die Takte 2 (ab dem 4. Viertel) bis 4 auf dem 2.
Klangreihenakkord mit den Tönen "d-e-fis-a-h" (gis ist Reminiszenzton
zu a, cis ist Reminiszenzton zu d und dis ist Reminiszenzton zu
e; davon werden jedoch nur gis und cis als akkordfremde Töne verwendet).
Reminiszenztöne
lassen sich als akkordfremde Töne (Vorhalt o.dgl.) heranziehen, jedoch im
Regelfall nicht alleinstehend, sondern nur vor oder nach dem dazugehörigen
Akkordton sowie samt ihrer direkten oder indirekten Sekundbindung,
wobei der Sekundschritt auch in seiner rückläufigen Form auftreten kann,
etwa so: cis-d, d-cis, d-cis-d, cis-d-cis u.a.
Die Takte 7 bis 9 beruhen auf dem 4. Klangreihenakkord mit den Tönen
"g-a-h-d-e" (fis ist Reminiszenzton zu g, b ist Reminiszenzton
zu a, c ist Reminiszenzton zu h, es ist Reminiszenzton zu d
und f ist Reminiszenzton zu e, wobei lediglich fis und c als akkordfremde
Töne herangezogen werden). Die Verwendung des Reminiszenztones
fis bedarf freilich einer weiteren Erklärung: In Takt 7/8 findet sich in
der 2. Stimme mit der Tonfolge fis-a-g eine "indirekte"
Sekundbindung, denn zwischen fis und g erscheint der Akkordton a
eingeschoben, wobei man aber den Sekundschritt fis-g trotzdem im Ohr behält.
Eine andere Erklärung wäre die, daß man das fis der Tonfolge fis-a-g
als unechten
Reminiszenzton ansieht, da sich zwischen dem Akkordton e und dem eigentlich
zu g gehörigen Reminiszenzton fis eine Sekundbindung nachweisen läßt.
In der Regel wird das gleichzeitige Erklingen von Akkordton und seinem Reminiszenzton
vermieden. Dennoch treffen in Takt 10 (5. Klangreihenakkord, wobei der Akkordton
c den Reminiszenzton h besitzt) beide Töne zusammen. Auch an dieser
Stelle liegt ein unechter Reminiszenzton vor, denn beim h ist eine Sekundbindung
zum Akkordton a feststellbar. In den Takten 13 und 14 (8. und
9. Klangreihenakkord) gehört, wenn man die untenstehende Klangreihennotierung
(aus einem alten Skriptumblatt aus dem Jahr 1968) heranzieht, zum Akkordton as
der Reminiszenzton a, doch nicht dieser wird als akkordfremder Ton herangezogen,
sondern der Antizipationston g; das wäre die eine Deutung des Durchgangstones.
Andererseits besitzt derselbe Akkordton as in einer ebenfalls möglichen
Klangreihennotierung
den Reminiszenzton g. Diese zweifache Deutung läßt sich folgendermaßen
erklären: Beim Übergang vom 5. zum 6. Ton der Zwölftonreihe
findet sich das Tritonusintervall c-fis. Die dazugehörigen pentatonischen
Klangreihenakkorde lauten "c-d-e-g-a" und "fis-gis-ais-cis-dis",
und diese lassen sich auf zwei Arten unter Wahrung des Sekundfortschreitungsprinzips
aneinanderfügen, woraus bei allen fünf Tönen des 6. Klangreihenakkordes
je zwei mögliche Reminiszenztöne resultieren. |