Anfang der Siebzigerjahre
des 20.Jahrhunderts gab es in Bamberg, wo Johann Sengstschmid damals
als Musikpädagoge wirkte, am Gymnasium der Englischen Fräulein
noch die Kurzform des "Musischen Gymnasiums". In diesem Schulzweig
hatten die Schüler pflichtgemäß ein Instrument zu erlernen,
wobei sie den Unterricht in der Schule bei hauseigenen Lehrern, aber
auch extern bei Privatlehrern u.a. nehmen durften. Um einen gewissen
gleichmäßigen Stand nachprüfen zu können, gab es
vor jedem Semesterende ein Instrumentalvorspiel vor einer Musiklehrerkommission,
wobei für alle Schüler des gleichen Instruments dasselbe Pflichtstück
vorzutragen war.
Am 19. März 1973 wäre Josef Matthias Hauer 90 Jahre alt geworden,
und so wurde für die Klavierschüler das Zwölftonspiel
für Cembalo oder Klavier (11. Juni 1955) als Pflichtstück
ausgewählt. Um den Schülern den Zugang zu jener Musik zu erleichtern,
widmete Sengstschmid im Rahmen seines Musikunterrichts eine Doppelstunde,
um den Aufbau des Werkes genau zu erklären. Zur Festigung des Lehrinhalts
bereitete er eine Art Skriptum vor, wo er die wichtigsten Punkte schriftlich
darstellte. Da das Echo gut war (beispielsweise verfaßte eine
Schülerin aus eigenem Antrieb selbst eine "Meditation mit
zwölf Tönen zum Hauer-Jahr 1973", die in Sengstschmid
Buch "Kreatives Spielen mit Tönen" abgedruckt ist), entschloß
er sich, den Skriptumtext umzuarbeiten, zu erweitern und in die Form
eines offenen Briefes an einen Musikfreund (siehe unten) zu bringen.
Viele Passagen dieser "Anleitung zur Selbstanfertigung eines modernen
Tonstückes" arbeitete Sengstschmid später in sein Buch
"Kreatives
Spielen mit Tönen. Ein Leitfaden für den Musik und Instrumentalunterricht
sowie für das Selbststudium" (Gustav Bosse Verlag, Regensburg,
1976) ein.
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