Sonate für Violine und Klavier Nr. 1, Werk 15,
von Othmar Steinbauer

Form und Struktur (1)


Reihenfundus aller vier Sätze:


Othmar Steinbauers 1. Violinsonate ist viersätzig und lehnt sich in der Satzfolge

langsam-schnell-langsam-schnell

formal an die "Sonata da chiesa" (Kirchensonate) an. Ein solcher Bezug entspringt jedoch keiner epigonalen Haltung, sondern ist von der Gewißheit getragen, daß eine natürliche Musikentwicklung nicht durch krampfhaftes Erfinden von neuen Formen stattfindet, sondern durch allmähliches und immer artgerechteres Anpassen an die neuen Kräfte der Klangreihenharmonik (siehe: Werkeinführung).

Die einzelnen Zwölftonreihen, welche den Ausgangspunkt für das Klangreihengeschehen in den einzelnen Sätzen bilden, entstammen dem Reihenfundus der folgenden "großen Abwandlung".


Untersucht man bei einer großen Abwandlung die Tropenzugehörigkeit der zwölf Rotationsglieder, also aller zwölf Zwölftonreihen, dann wird man auf jeden Fall feststellen, daß die 1. und die 7. Zwölftonreihe auf der gleichen Trope basieren, wenn auch mit vertauschten Tropenhälften; bei der 2. und 8. Zwölftonreihe ist das ebenso der Fall wie bei der 3. und 9. Zwölftonreihe etc. Steinbauer vertrat daher die Lehrmeinung, daß es genügt, die ersten sechs Rotationsglieder zu verwenden, denn bei den zweiten sechs stößt man auf keine neuen Tropen mehr, und das Auftreten von vertauschten Tropenhälften könne man getrost vernachlässigen (gleiche Tropennummer).

Steinbauer verwendet nicht alle Rotationsglieder der "großen Abwandlung", sondern trifft daraus eine Auswahl:

Der 1. Satz der Violinsonate geht vom 1. Rotationsglied (Zwölftonreihe I) aus, der 2. Satz vom 2. Rotationsglied (Zwölftonreihe II). Das 3. Rotationsglied überspringt Steinbauer und benützt beim 3. Satz gleich das 4. Rotationsglied (Zwölftonreihe IV). Als Ausgangsmaterial für den 4. Satz wählt Steinbauer das 6. Rotationsglied (Zwölftonreihe VI) aus, jedoch zunächst als "Vierzehntonreihe", welche dadurch entsteht, daß er den zwölf Reihentönen nochmals die ersten beiden anfügt:

f-des-b-ges-es-as-h-d-g-e-c-a-f-des

Eine spätere Untersuchung dieses Satzanfanges führt jedoch zu dem Ergebnis, daß sich die beiden ersten Reihentöne ("f" und "des") im weiteren Verlauf als harmoniefüllende Töne der Klangreihe und nicht als Töne der Zwölftonreihe entpuppen, sodaß es angemessener erscheint, als Ausgangsmaterial für den 4. Satz das 8. Rotationsglied (Zwölftonreihe VIII) zu nennen.



Steinbauer, 1. Violinsonate, Form und Struktur:

Große Abwandlung:





x
x!
xx
+
R
=
=
=
=
=
Reminiszenzton
"übertragener" Reminiszenzton

Reminiszenzton des Reminiszenztones

Antizipationston (siehe unter Reminiszenzton)

Zwölftonreihe


Folge der Skriptumblätter zu Steinbauers 1. Violinsonate:

Reihenfundus aller vier Sätze,

Reihengrundlage des 1. Satzes,
Klangreihe des 1. Satzes, Analyse des 1. Satzes,
Reihengrundlage des 2. Satzes, Kanonphasen im 2. Satz,

Reihengrundlage des 3. Satzes, Analyse des Variationsthemas (3. Satz),
4. Satz: die ersten Kanonphasen zu Satzbeginn, Form und Reihentranspositionsplan, thematisches Material.


Weiterführende Informationen siehe:

Gegenüberstellung der 3 Wiener Zwölftonschulen
Zwölftonmusik
Zwölfton-Notenschriften

Klangreihenmusik
Zur Einführung in die Klangreihenmusik

Klangreihenmusik: Musik mit neuer "Antriebskraft"
Elemente der Renaissance- und Barockmusik in der Klangreihenmusik

Klangreihenmusik (Gesamtüberblick)

Josef Matthias Hauer
Hauers Trope

Skriptumblätter zur Hauerschen Trope

Reihung der Tropenhälften
Zwölftonspiel - kreatives Spielen - Klangreihenkomposition


Othmar Steinbauer

Eigenschaften der Klangreihenmusik
Werkeinspielungen im Internet
Sonate für Violine und Klavier Nr. 1 von Othmar Steinbauer

einführende Worte zur 1. Violinsonate von Othmar Steinbauer


Notenverzeichnis


Verzeichnis der Skriptumblätter


Fachbegriffe (Stichwortverzeichnis)


Zwölftonreihe

"offene" und "geschlossene" Form einer Zwölftonreihe

Transpositionskette einer Zwölftonreihe

Genütztes und ungenütztes Formangebot

Permutation
, Rotationsprinzipien
große Abwandlung

kleine Abwandlung


Allgemeines zur Klangreihe
Das Komponieren mit Klangreihen


Der akkordisch begleitete einstimmige Satz mit Reminiszentönen

Klangreihenmusik: Musik mit neuer "Antriebskraft"
Elemente der Renaissance- und Barockmusik in der Klangreihenmusik

Links
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