Reihengrundlage:
Der Chorkomposition liegt eine Zwölftonreihe zugrunde, die nach dem
Prinzip der "kleinen
Abwandlung" rotiert. Der vollständige Ablauf wird nach
dem 53. Reihenton durch ein Wiederholungszeichen unterbrochen, welches einen Sprung
vom 54. zurück zum 4. Reihenton bewirkt. Erst mit der Wiederaufnahme wird
die kleine Abwandlung vervollständigt, allerdings auch nur zum Teil. Der
Komponist bringt von der letzten (= ersten) Zwölftonreihe nur die ersten
drei Reihentöne (73, 74 und 75), überspringt die Reihentöne 76,
77 sowie 78 und schließt das Werk mit dem 80. Reihenton vorzeitig ab.
An einem solchen Beispiel zeigt sich, daß Steinbauer
auf eine formalistische Korrektheit zwölftöniger Strukturen (wie Zwölftonreihen,
Permutationsformen etc.) nicht unbedingt Wert legt. Die Abwandlungsdurchläufe
dienen ihm der bloßen "Materialbeschaffung". Klangreihenbildung:
Jeder Ton des "Halt-an"-Chores ist in einer Klangreihe
rückverbunden, welche durch freie
Harmonisierung einer Zwölftonreihe
entstanden ist. Der Klangreihenbeginn erfolgt durch freies Eintreten
der Klangreihentöne "d", "a", "f" und "c"
(Klangreihen-Stauung).
Der weitere Klangreihenverlauf weist alle Merkmale der Klangreihenbildung
auf, welche darin bestehen, daß beim Übergang von einem Klangreihenakkord
zum darauffolgenden zwischen den einzelnen Akkordtönen nur Prim- und Sekundintervalle
aufscheinen, modifiziert durch einen "Zusammenfluß" (beim Übergang
vom 67. zum 68. Klangreihenakkord), einer "Abzweigung" (beim Übergang
vom 63. zum 64. Klangreihenakkord) sowie durch einige Kombinationen von beiden
(z.B. bei den Übergängen vom 4. zum 5. Klangreihenakkord, vom 9. zum
10. Klangreihenakkord u.a.). In jenem Klangreihenbereich, wo das Wiederholungszeichen
wirksam wird (Übergang vom 54. zum 5. Klangreihenakkord), erlischt der Klangreihenton
"g" durch "Nichtverwendung". Um hier Irritationen zu vermeiden,
sei daran erinnert, daß sich - wie
andernorts dargelegt - eine Klangreihe bei gleichbleibendem Sinn auch in einer
anderen Stellung ("Umkehrung") notieren läßt (d-f-a-c = f-a-c-d
= a-c-d-f = c-d-f-a). Manchmal
komprimiert
Steinbauer die Klangreihe, das heißt, er bringt die Töne der Zwölftonreihe
nicht nur einzeln einen nach dem anderen, sondern es schreiten gleich mehr Töne
auf einmal sekundweise weiter, etwa bei den Übergängen vom 9. zum 11.
Klangreihenakkord (2 Reihentöne gleichzeitig), vom 39. zum 42. Klangreihenakkord
(3 Reihentöne gleichzeitig) oder vom 65. zum 69. Klangreihenakkord (4 Reihentöne
gleichzeitig).
|