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| A Allegro 57 Takte 9 Sechstakter |
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B Langsam 37 Takte 6 Sechstakter |
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A Tempo I (ausgeschriebene Wiederholung) 57 Takte 9 Sechstakter |
angelegt und zerfällt in lauter Sechstakter, die zum Teilende jeweils in eine kurze Schlußerweiterung münden. Es finden sich 4 Themen (Th I, Th II, Th III und Th IV) sowie 4 obligate Kontrapunktstimmen (Ktp I, Ktp II, Ktp III und Ktp IV), die zum Teil kanonisch verarbeitet erscheinen. Die ersten sechs Sechstakter des A-Teiles stellen einen dreistimmigen Zirkelkanon in der großen Oberterz (kleinen Untersext) mit gestaffelten Einsätzen dar (Kanon I), bestehend aus dem Thema I und den beiden obligaten Kontrapunkten I und II (siehe das Notenbeispiel des 6. Sechstakters ab Takt 31). Der erste Einsatz des Themas I ist aus schreibtechnischen Gründen zwar in der rechten Hand des Klaviers notiert ist, muß aber der linken Hand zugerechnet werden, wie der weitere Kanonverlauf (siehe unten) zeigt. Da Steinbauer Melodieteile des Themas und der obligaten Kontrapunkte um eine Oktav höher oder tiefer zu versetzen pflegt ("oktavversetzte Intervalltöne", siehe deren Anwendung auch im 2. Satz), präsentieren sich formal gleiche Sechstakter (wie etwa der 2. und 5. Sechstakter oder der 3. und 6. Sechstakter) dennoch verschieden. Mit dem 7. Sechstakter verläßt Steinbauer die kanonische Schreibweise, behält aber den obligaten Kontrapunkt I bis zum Teilende bei. Er bildet aus der Zwöltonreihe eine andere Klangreihe und führt in der Violinstimme (Oberstimme) ein neues Thema (Th II) sowie einen neuen obligaten Kontrapunkt Ktp III in der Unterstimme ein. Im 8. Sechstakter (ab Takt 43) wird der obligate Kontrapunkt I in Dezimenparallelen verdoppelt, wobei in der Oberstimme (Ktp Ia) einzelne Intervalle geringfügig verändert erscheinen (große statt der kleinen Sekund, kleine statt der großen Sekund, große statt der kleinen Terz etc.). Steinbauer fügt ein neues Thema (Th III) hinzu, das nur hier auftaucht und das eine nahe Verwandtschaft zu Th I und Th II erkennen läßt. Der 9. Sechstakter bildet die kanonische Entsprechung des 7. Sechstakters, erweitert um eine dreitaktige Schlußpassage. Der B-Teil ist beinahe doppelt so langsam wie der A-Teil und stellt im Klavier zuerst unisono im Zwei-Oktaven-Abstand ein neues Thema (Th IV) vor, das einen zweiten dreistimmigen Zirkelkanon eröffnet (Kanon II). Ein gestaffelter Kanonbeginn wird nur vorgetäuscht, denn der darauffolgende Sechstakter bringt bereits alle drei Kanonelemente, nämlich das Thema IV, ferner die langsame Version des Themas I (aus dem A-Teil) sowie den neuen obligaten Kontrapunkt IV. Nach zwei kanonischen Durchläufen schließt ein Sechstakter an, der nur noch den obligaten Kontrapunkt IV enthält, während sich die anderen Stimmen melodisch frei fortspinnen und in eine Koda des B-Teiles münden, auf welche die ausgeschriebene wörtliche Wiederholung des A-Teiles (Tempo I) folgt. Steinbauer erzielt die formale Anlage des 4. Satzes, indem er die Zwölftonreihe, welche dem 8. Rotationsglied einer großen Abwandlung (siehe den "Reihenfundus aller vier Sätze") entspricht, unentwegt in die große Oberterz (kleine Untersext) transponiert (Reihen-Transpositionskette). Die Zwölftonreihen werden in "offener Form" verwendet, nur zum Schluß eines jeden Teiles begegnet man der "geschlossenen Form", was dazu führt, daß sowohl am Ende des A-Teiles als auch des B-Teiles der Klangreihen-Schlußakkord als Anfangs-Klangreihenakkord des darauffolgenden Teiles fungiert. |
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Steinbauer, 1. Violinsonate, Form und Struktur: |
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Kanonform:
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x x! xx + R | = = = = = | Reminiszenzton "übertragener" Reminiszenzton Reminiszenzton des Reminiszenztones Antizipationston (siehe unter Reminiszenzton) Zwölftonreihe |