Sonate für Violine und Klavier Nr. 1, Werk 15,
von Othmar Steinbauer

Form und Struktur (13)


Klangreihenbildung und Satztechnik beim Variationsthema des 3. Satzes:

Wie bei allen Klangreihen zur 1. Violinsonate lassen sich auch an jener zum 3. Satz zahlreiche Prinzipien der freien Harmonisierung, wie sie Steinbauer zu handhaben pflegt, nachvollziehen. Einiges davon wurde bei der Behandlung des 1. Satzes erörtert.

Wiederum werden zum 1. Reihenton passende "harmoniefüllende" Töne hinzugefügt, sodaß der 1. Klangreihenakkord c-es-g heißt.

Bei allen Übergängen von einem Klangreihenakkord zum darauffolgenden scheinen zwischen den einzelnen Akkordtönen nur Prim- und Sekundintervalle auf, wobei sich als Varianten dieses Klangreihenprinzips "Abzweigungen" (des-es in Takt 3 und 11, b-ces in Takt 4 und 12, des-c in Takt 6), "Einmündungen" (ces-b in Takt 4 und 12) und "Zusammenflüsse" (g-a und b-a beim Taktübergang 4/5, ges-g und as-g in Takt 7) finden. Darüber hinaus begegnet man dem "freien Hinzutreten" eines Klangreihenakkordtones ("d" in der Klangreihe zu Takt 7) zu bereits vorhandenen Klangreihenakkordtönen.

In satztechnischer Hinsicht bemerkenswert erweisen sich die Takte 6 bis 7, wo in der Gestaltung der Melodiestimme die obligaten Sekundschritte e-f und a-b nicht als konkrete Sekundschritte, sondern als Septimsprünge aufscheinen (siehe dazu auch die Häufung von Septim- und Nonintervallen im 4. Satz der Zwölf Rubato-Stückchen, op. 23, von Johann Sengstschmid).

Darüber hinaus findet die Sekundbindung von zahlreichen obligaten Sekundschritten nicht Eingang in die kompositorische Gestaltung (zum Beispiel g-a beim Übergang vom 2. zum 3. Klangreihenakkord, c-des beim Übergang vom 3. zum 4. Klangreihenakkord, a-b beim Übergang vom 4. zum 5. Klangreihenakkord etc.).

Interessant ist die Reminiszenztonsituation im 8. Takt: Der Akkordton "g" besitzt infolge seiner Erreichung durch Zusammenfließen im 7. Takt zwei Reminiszenztöne, nämlich "ges=fis" und "as", und beide werden in der Baßstimme nacheinander "aufgefädelt" gebracht.



Die fünf Variationen verwenden das gleiche Ausgangs-Reihenmaterial wie das Thema. Die Erstellung der Klangreihe wird allerdings dem Variationsprinzip unterworfen, indem einzelne Klangreihenakkorde im Sinne einer "komprimierten Klangreihe"anders zusammengezogen werden oder indem manche Klangreihentöne durch andere, ebenfalls mögliche obligate Sekundschritte (einschließlich "Abzweigungen", "Zusammenflüsse" etc.) erreicht werden.

Wie ein Blick auf die Noten zeigt, übernimmt Steinbauer das im Thema auftretende dreiteilige Formschema a-b-a entweder wörtlich (1., 3. und 5. Variation), oder er wandelt es in das Formschema a+b+c (2. Variation) oder a+b+a' (4. Variation) um. Während in der 1. Variation das Thema noch durchschimmert, präsentieren sich die übrigen Variationen eher als dreiteilige Miniaturen ohne direkten oder allenfalls mit weit hergeholtem melodischen Bezug zur Themenmelodie.
Dennoch entsteht durch viele Gemeinsamkeiten - etwa durch die fast gleiche Länge der Abschnitte, den dreiteiligen Aufbau, den c-Moll-Anfang sowie den Es-Dur-Schluß, durch die ähnlichgearteten Klangreihen, die Ähnlichkeiten der Baßführung u.a.m. - der Habitus einer Variationskette.



Steinbauer, 1. Violinsonate, Form und Struktur:
Satztechnik (Details):



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x
x!
xx
+
R
=
=
=
=
=
Reminiszenzton
"übertragener" Reminiszenzton

Reminiszenzton des Reminiszenztones

Antizipationston (siehe unter Reminiszenzton)

Zwölftonreihe


Folge der Skriptumblätter zu Steinbauers 1. Violinsonate:

Reihenfundus aller vier Sätze,

Reihengrundlage des 1. Satzes,
Klangreihe des 1. Satzes, Analyse des 1. Satzes,
Reihengrundlage des 2. Satzes, Kanonphasen im 2. Satz,

Reihengrundlage des 3. Satzes, Analyse des Variationsthemas (3. Satz),
4. Satz: die ersten Kanonphasen zu Satzbeginn, Form und Reihentranspositionsplan, thematisches Material.

Hörmöglichkeit des 3. Satzes


Weiterführende Informationen siehe:

Gegenüberstellung der 3 Wiener Zwölftonschulen
Zwölftonmusik
Zwölfton-Notenschriften

Klangreihenmusik
Zur Einführung in die Klangreihenmusik

Klangreihenmusik: Musik mit neuer "Antriebskraft"
Elemente der Renaissance- und Barockmusik in der Klangreihenmusik

Klangreihenmusik (Gesamtüberblick)

Josef Matthias Hauer
Hauers Trope

Skriptumblätter zur Hauerschen Trope

Reihung der Tropenhälften
Zwölftonspiel - kreatives Spielen - Klangreihenkomposition


Othmar Steinbauer

Eigenschaften der Klangreihenmusik
Werkeinspielungen im Internet
Sonate für Violine und Klavier Nr. 1 von Othmar Steinbauer:

Wiedergabe der Noten zum 3. Satz

einführende Worte zur 1. Violinsonate von Othmar Steinbauer


Notenverzeichnis


Verzeichnis der Skriptumblätter


Fachbegriffe (Stichwortverzeichnis)


Zwölftonreihe

"offene" und "geschlossene" Form einer Zwölftonreihe

Transpositionskette einer Zwölftonreihe

Genütztes und ungenütztes Formangebot

Permutation
, Rotationsprinzipien
große Abwandlung

kleine Abwandlung

dreiteilige Formen


Allgemeines zur Klangreihe
Komprimierte Klangreihe

in freier Harmonisierung erstellte Klangreihe

Skriptumblatt zum Beginn des "Dissonanzenquartetts" von W. A. Mozart

Das Komponieren mit Klangreihen

Reminiszenztöne

unechte Reminiszenztöne


Der akkordisch begleitete einstimmige Satz mit Reminiszentönen

Links
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Hinweis: Um Musik hören zu können, vermag man ein entsprechendes Programm kostenlos aus dem Internet herunterzuladen und zu installieren (zum Beispiel www.winamp.com oder www.real.com).


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